Die Fünf Teile

Wudang Tai Chi Chuan besteht aus fünf Teilen:

  • Handformen
  • Anwendungen
  • Pushing Hands
  • Waffen
  • Nei Kung

Handformen

Das zentrale Element in jedem Tai Chi Stil sind die Formen.

Formen sind Choreografien von festgelegten, aneinander gereihten Bewegungen.

Sie werden in allen Tai Chi Stilen fließend ausgeübt und der ausübende wirkt dabei meist sehr entspannt.

Das ist im Wudang Tai Chi Chuan natürlich auch so.

Es gibt zwei Formen, die waffenlos ausgeführt werden: Eine kurze und eine lange.

Diese werden Handformen genannt.

 

Die Handformen wirken sehr weich, rund und harmonisch.

Von ihnen geht auch die Entspannung aus; Sie sind der Teil des Tai Chi, den man immer als Bewegungsmeditation oder auch Gesundheitsgymnastik bezeichnet.

Wenn man jemanden eine solche Form ausüben sieht, fällt immer wieder der Begriff  "mühelos".

So wirkt es auf Betrachter und genau das ist es auch.

Allerdings erst nach einem intensiven Training........diese Form von Mühelosigkeit muss man sich erst erarbeiten.

Formen stellen hohe Ansprüche an die Koordinationsfähigkeit, die Balance oder auch an die Standsicherheit.

Das stellt sich alles erst nach und nach durch ständiges, konzentriertes Üben ein.

Anfänger realisieren meist erst nach ein paar Übungsstunden die Komplexität.

Viele geben dann auch gleich wieder auf.

Damit möchte ich niemanden entmutigen, es selbst einmal zu versuchen.

Im Gegenteil. Wir freuen uns über jeden Mitstreiter.

Allerdings muss man davon ausgehen dass erst einmal eine Menge Zeit, Geist und auch Schweiss investiert werden muss, damit man "mühelos" entspannen kann.

Aber der Weg lohnt!

 

Auch ein Weg von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt

Lao-Tse

 


Anwendungen / San Shou

Die Anwendungen stellen die praktische Selbstverteidigung dar.

Jede Bewegung der Formen entstand durch eine im Kampf anwendbare Technik.

Dadurch ergeben sich eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die in der Selbstverteidigung oder auch im Wettkampf angewendet werden können.

Um sie zu üben braucht man anfangs einen, später auch mehrere Partner.

Man nimmt eine Bewegung aus der Form und stellt eine Kampfsituation dar, in der sich der Verteidiger mit Hilfe dieser Bewegung gegen den Angreifer durchsetzt.

Es gibt Schlagtechniken, Tritte, Hebel, Würfe, Ausweichbewegungen und Blocktechniken.

Die Kombinationen der Techniken sind meist kurz und schnörkellos.

Die einzelnen Techniken unterscheiden sich nicht sehr von denen in den meisten anderen Kampfkünsten.

Es geht aber auch hierbei  um ein grosses Maß an Sensibilität; darum, jederzeit die Kontrolle über sich selbst und den Angreifer zu haben.

Wann kann ich eine Technik anbringen, und wie? Erst ein Gespür dafür läßt die Anwendungen gelingen.

Der Weg hin zur Selbstverteidigung ist der größte Unterschied zu anderen Systemen.

 

Die Anwendungen erfordern ein "hartes" Training, wenn man sie zur Selbstverteidigung nutzen möchte.

Muskelkater, ein paar blaue Flecken und viel Schweiß gehören dann zum erlernen dazu.

 

Wenn die Selbstverteidigung nicht im Focus steht, sondern eher der Entspannungsaspekt, dann kann man sie auch soft trainieren.

Ohne diese Begleiterscheinungen.

Sie dienen dann nur dazu, die Bewegungen der Formen mit Leben zu erfüllen und das Verständnis der Formen zu vertiefen.

Wie Dan einmal auf einem Seminar zu mir sagte:

Du kannst die Form nicht richtig laufen, wenn Du die Anwendung dahinter nicht verstehst.

 

 Eine gute Vorbereitung für die Selbstverteidigung sind die Übungen des Tui Shou.

 


Pushing Hands / Tui Shou

Die "schiebenden Hände" sind eine Reihe von Partnerübungen.

Es gibt mehrere fest vorgeschriebene Bewegungsabläufe, dazu noch mehrere Arten von freiem Kampf.

Man steht sich gegenüber, berührt sich an den Händen.

In einer anhaltenden Bewegungsschleife übt man immer weiter Druck auf den Übungspartner aus.

Diese kann man als Vorbereitung für die Selbstverteidigung trainieren sowie auch bis hin zum freien Kampf steigern.

 

Das erste Ziel im Tui Shou ist es , die eigene Koordinationsfähigkeit zu erhöhen.

Dann, nach und nach, eine erhöhte Sensibilität für die eigenen Stärken und Schwächen, aber in gleichem Maße auch für die des Gegners/Partners zu erreichen.

Es geht z.B. darum, das eigene Gleichgewicht zu kontrollieren und zu erspüren, wann der Partner nicht im Gleichgewicht und somit unsicher steht, um das dann auszunutzen.

Erst, wenn ich eigene Schwächen und Stärken sowie die Schwächen eines Angreifers fühle und ausnutzen kann, können Anwendungen wirksam eingesetzt werden.

 

Aber, falls man sich nicht auf den harten Aspekt des Tai Chi einlassen will, kann man sie auch vollkommen entspannt üben, und erreicht

dadurch einfach eine bessere Körperfestigkeit, Beweglichkeit und ein verbessertes Gleichgewichtsgefühl.

 


Waffen

Es gibt drei Waffen, mit denen man im Wudang Tai Chi Chuan trainiert:

Speer, Säbel  und Schwert.

Genau wie im waffenlosen Bereich gibt es Formen und Anwendungen.

Für beides gilt das gleiche Prinzip wie für das waffenlose Training.

Bei den Anwendungen verwenden wir grundsätzlich nur Holzwaffen, in den Formen kann man auch Metallwaffen benutzen.

 

Die Formen sind, wie die Handformen, fließende Choreografien von aufeinander folgenden Bewegungen.

Durch das benutzen einer Waffe verschiebt sich der eigenen Schwerpunkt, und das in den Handformen erworbene Körpergefühl verändert sich noch einmal.

Die Waffenformen sind im Gegensatz zu den Handformen meist dynamisch und stellen durchaus auch hohe Asprüche an die Kraft und die Ausdauer des Übenden.

Auch die Anwendungen entsprechen dem Training der waffenlosen Selbstverteidigung.

Zudem gibt es eine Reihe von Geschicklichkeitsübungen, die am Anfang der Partnerübungen mit den Waffen stehen und die die Kontrolle des Übenden über die jeweilige Waffe verbessern.

Damit erreicht man ein Gefühl für die einzelnen Waffen und verringert die Verletzungsgefahr beim Training.

 

Dabei hat jede Waffe ihren eigenen Charakter, und die Formen sowie das Training mit den einzelenen Waffen unterscheiden sich entsprechend voneinander.

Es heißt:

-Der Speer unterstützt die Entwicklung der Weisheit

-Der Säbel stärkt die Entschlossenheit

-Das Schwert nährt das Chi

 


Nei Kung

Nei Kung

Übersetzt bedeutet es ungefähr innere Arbeit oder auch innere Bewegung.

Es gibt mehrere verschiedene Schreibweisen, ebenso wie es verschiedene Arten von Nei Kung gibt.

Im Wudang Tai Chi Chuan gibt es insgesamt 24 Übungen, die mit Meditation und Atemübungen einhergehen.

Das Reaktionsvermögen, der Gleichgwichtssinn und der Bewegungsfluss werden unter anderem verbessert.

Mit diesem Training fängt man meist erst relativ spät an.